
So könnte er aussehen, der neue Supermarkt auf dem Rodgebiet.


- Claudius Erb
„Das ist schon eine saftige Erklärung“, räumt Walter Hilber mit Blick auf die vertragliche Vereinbarung ein, die Edeka mit der Stadt treffen will. Dennoch bleibt der Bürgerverein Rodrücken bei seinem Nein zum an der Postwiesenstraße geplanten Supermarkt. Auch der Bürgerverein Dillweißenstein sieht seine Sorgen bei weitem nicht ausgeräumt. Dessen Vorsitzende Dietlinde Hess fürchtet weiter um den Fortbestand des „nah und gut“ am Ludwigsplatz, sollte im Rodgebiet ein neuer Vollsortimenter entstehen.
Wie berichtet, will Betreiber Edeka im Sinne einer einklagbaren Verpflichtung zusagen, den Markt in Dillweißenstein mindestens bis Ende 2024 weiterzuführen, und zudem den Betrieb des neuen Marktes auf dem Rodrücken für mindestens zehn Jahre garantieren. Gegner des Projekts an der Postwiesenstraße hatten vor einer Bauruine gewarnt, sollte der Supermarkt nicht gut genug angenommen werden. Die Dillweißensteiner dagegen bangen um ihren „nah und gut“. Sie fürchten, dass der neue, mit 1450 Quadratmetern deutlich größere Vollsortimenter zu viele Kunden vom Ludwigsplatz abziehen könnte.
Der Bürgerverein Rodrücken sehe die Vereinbarung nicht als „habhafte Garantie-Erklärung an“, sagt dessen stellvertretender Vorsitzender Walter Hilber. Nur ein Grundbuch-Eintrag habe tatsächlich verpflichtende Wirkung. Hilber ist sicher: „Das werden beide Seiten nicht machen.“
„Wir wollen den Großen nicht“
Einen schlecht laufenden Markt über Jahre am Leben zu erhalten, könne sich Edeka nicht leisten. Und auch, dass die Verpflichtung laut Vertrag einklagbar ist, bedeute nicht, dass eine Klage erfolgreich wäre. Schließlich könnte etwa höhere Gewalt oder der Wegfall der Geschäftsgrundlage ins Feld geführt werden. Unklar sei, wie in einem solchen Verfahren überhaupt der Schaden berechnet werden könnte. Man könne niemanden dazu verdonnern, seinen Laden weiterzubetreiben und mit Waren zu bestücken, die niemand kaufe. So oder so sei sein Bürgerverein gegen einen solchen Supermarkt. „Wir wollen den Großen einfach nicht und sind eher für etwas Kleineres“, sagt Hilber. Doch auch ihm sei klar, dass die Vorstellung von einem genossenschaftlichen Backhaus mit Lädchen zwar schön, aber zumindest an dieser exponierten Stelle an der Postwiesenstraße wohl zu romantisch ist. Den Gegnern gehe es um den Lärmschutz und den Schutz des auf der Nordseite angrenzenden reinen Wohngebiets. Außerdem wollen Hilber und seine Mitstreiter die Umwidmung des Gebiets „Südlich der Postwiesenstraße“ verhindern.
„Ich traue dem Braten nicht“, sagt Dietlinde Hess. Edeka sei „ein Konzern wie jeder andere auch“, der legitimerweise das Beste für sich herausholen wolle. Nach wie vor sei sie in großer Sorge um den Ludwigsplatz. Den Vertrag sieht Hess nicht als fixe Garantie: „Wenn man will, kann man alles aushebeln.“
Emotional befinde sie sich in einer Zwickmühle. Sie schätze die Familie Wachtler, die neben dem „nah und gut“ künftig auch den Markt auf dem Rodrücken betreiben wolle. Günter Wachtler sei fest mit Dillweißenstein verbunden und setze sich engagiert für den Ludwigsplatz ein. Sie könne verstehen, „dass er zeigen will, was er kann“.
Wenn möglich, will sie zur Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses kommen, der morgen, Mittwoch, von 16 Uhr an tagt. Auch Hilber wird dabei sein, „mit möglichst vielen Leuten“.